Bewerber fürs Bürgermeisteramt: Kein Spieraum für Träume

An die 700 Bürgerinnen und Bürger haben die Gelegenheit genutzt, an der Präsentation der beiden Bewerber für das Bürgermeisteramt in Immenstadt teilzunehmen. Die Moderatoren des Allgäuer Anzeigeblattes stellten Vera Huschka (SPD) und Nico Sentner (CSU, JA und Aktive) vor und stellten ihnen Fragen zu aktuellen Themen. Danach wurden Leserfragen an die Kandidaten vorgelesen.

Der Saal des Hofgartens war fast bis auf dem letzten Platz besetzt, das Interesse an den beiden Bewerbern also sehr groß. Einig zeigten sich Sentner und Huschka beim Vorgehen mit der alten Schule in Bühl. Abreißen und ein Dorfgemeinschaftshaus errichten! Da waren sich beide einig.

Beim Thema Hofgarten gingen die Meinungen schon etwas auseinander. Während Sentner von einem Sanierungsstau von 10 bis 15 Millionen sprach und doch über einen Neubau mit Zuschüssen in fernerer Zeit nachdachte, brachte Huschka auch die Finanzen der Stadt ins Gespräch. Sie plädierte dafür, zu sanieren was nötig ist und diese notwendigen Arbeiten über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Beide waren sich einig, dass eine Neukonzeption nötig ist. Sentner will dabei die Nutzer (Musik/Theater usw.) mit einbeziehen.

Beim Gewerbegebiet Seifen West II waren auch nur im Detail Unterschiede bei den Kandidaten zu erkennen. Beide bedauerten, dass im Vorfeld zu wenig mit der dortigen Bürgerinitiative (BI) gesprochen wurde. Beide wiesen auf die Gewerbesteuer-Einnahmen hin, die die Stadt dringend braucht und wollten im Dialog mit der BI eine maßvolle Entwicklung des Gewerbegebietes.

Bei den städtischen Finanzen wurden die Argumente der Kandidaten unterschiedlicher. Einig waren sie sich noch bei den Anstrengungen zur Mehrung der Einnahmen (z.B. Gewerbesteuer). Aber während Nico Sentner neue Schulden zur Deckung des Finanzlochs von rund sieben Millionen in Erwägung zog („beim derzeitig guten Zinsniveau vielleicht nicht der schlechteste Weg“), würde Vera Huschka das nur im äußersten Notfall zulassen („Schulden machen – mit mir nicht!“)

In der Debatte um den Tourismus wurde deutlich, dass es – egal, wer zuküftig die Geschicke der Stadt leitet – sofort Gespräche mit dem Planer des Hotels am Kleinen Alpsee geben wird, das derzeit auf Eis gelegt ist. Beim Hotel am Großen Alpsee sprach Sentner von Plänen, die noch nicht aussagekräftig genug sind. Huschka dagegen fand die vorliegenden Entwürfe gut und hofft auf baldige Fortsetzung.

Dass touristisch noch viel brachliegendes Potential hat, bescheinigten der Stadt beide Kandidaten. Auch hier sei zukünftig noch viel Spielraum für Entwicklung.

Beim Thema Klima und Umwelt setzten beide Kandidaten auf unterschiedliche Aktivitäten. Vera Huschka möchte zusammen mit den Händlern, Gastronomen und den Gewerbetreibenden dafür sorgen, dass Verpackungen und To-Go-Becher entweder ganz verschwinden oder recyclebar werden. Der Grüne Markt sollte ohne Plastikverpackungen auskommen. Energie sparen sei das Gebot der Stunde. Sentner wies auf viele noch ungenutzte Möglichkeiten hin, Energie zu sparen z.B. bei den Bädern.

Den Stadtwald von über 1000 Hektar hielten Sentner und Huschka für „Tafelsilber“ und wendeten sich strikt gegen jeden Verkauf.

Insgesamt ist festzustellen, dass die finanziell desolate Situation der Stadt den beiden Bewerbern nicht viel Spielraum für Versprechungen im Wahlkampf lässt. Entsprechend vorsichtig verhielten sich Huschka und Sentner.