Martin Schulz stand eindeutig im Mittelpunkt beim politischen Aschermittwoch der Allgäuer SPD in Immenstadt, obwohl er selbst gar nicht anwesend war. Die im Ton moderaten, in der Sache aber unmissverständlichen Worte der Redner auf der Veranstaltung zeigten, dass der Bundestagswahlkampf jetzt auch im Oberallgäu begonnen hat.
Die Europaabgeordnete Maria Noichl registrierte beim politischen Gegner höchste Nervosität. Bundeskanzlerin Merkel wünsche sich mittlerweile gewiss nichts sehnlicher, als dass Schulz in Brüssel geblieben wäre. Stattdessen sei sie zuerst monatelang von der CSU nach allen Regeln der Kunst demontiert worden, jetzt aber werde sie plötzlich als bestgeeignete Kandidatin präsentiert. Eine solch ausgeklügelte Strategie könne nur Seehofer einfallen.
Mit dessen Ankündigung, gegebenenfalls die CSU-Minister aus dem Bundeskabinett abzuziehen, könne er allerdings niemanden schrecken. Denn dass diese eine erstklassige Besetzung darstellen würden, hätten außer ihnen selbst immer nur wenige geglaubt. Auch Dobrindts „Sendung mit der Maut“ werde im kommenden September endgültig aus dem Programm genommen.
Demgegenüber treffe Schulz mit seinem zentralen Thema „soziale Gerechtigkeit“ den Nerv vieler Menschen. „Es darf nicht sein, dass ein Topmanager von zwölf Schnitzeln auf dem Tisch erst mal elf für sich selbst nimmt und dann dem Bürger sagt, er solle aufpassen, dass diesem niemand anderes das zwölfte auch noch wegschnappt,“ so Noichl.
Zuvor hatte der Vorsitzende der Allgäuer SPD, Markus Kubatschka, das Chaos im bayerischen Schulwesen kritisiert. „Jeder weiß, dass die CSU umkippen und das neunjährige Gymnasium wieder eingeführt wird. Nur die CSU selbst noch nicht.“